Nun ist es auch bei uns im Weinviertel winterlich geworden. Viele österreichische Regionen waren und sind regelrecht eingeschneit und die Menschen stöhnen schon unter dem vielen Schnee. Doch im ostösterreichischen Tiefland gab es aufgrund zu warmer Temperaturen üblicherweise keinen. Und nun ist er doch gekommen. Wenig – aber doch. Und ich freue mich über die weiße Pracht. Wenn es schneit, verwandelt sich mein Garten in einen märchenhaften Ort. Die Pflanzensilhouetten werden unscharf. Sie bekommen durch die Schneeschicht ein ganz neues, grafisches Erscheinungsbild. Die wunderbaren Hell-Dunkel-Kontraste verleihen dem Wintergarten einen ganz besonderen Zauber. Und es scheint, als würde die Zeit für einen Moment stillstehen. Es ist ruhig.

Rotkehlchen und andere Wintergäste

Einem Gartengast scheint der Schnee aber wenig zu gefallen. Seit einiger Zeit beobachte ich ein Rotkehlchen bei mir im Garten. Ich freue mich über den kleinen auffälligen Wintergast.

Rotkehlchen, Erithacus rubecula sind im verschneiten Wintergarten einfach zu erkennen. Gesicht und Brust sind orangerot gefärbt, der Bauch bis zum Bürzel weißlich, das restliche Gefieder ist hellbraun. Der kleine Red Robin, wie er trefflich auf Englisch genannt wird, ist wenig scheu. Und daher kann er selbst in unmittelbarer Gebäudenähe beobachtet werden.

Dieser attraktive Wintergast ist ein Einzelgänger. Auch im Winter. Rotkehlchen suchen immer relativ bodennah einen Unterschlupf. Ihre Nahrung setzt sich aus allerlei Insekten, aber auch Spinnen, Schnecken und Würmern zusammen. Also sind Rotkehlchen wertvolle Helfer im wilden Nützlingsgarten. Im Herbst und Winter, wenn tierische Kost rar wird, werden auch Beeren, Früchte und anderes vegetarisches Futter verzehrt. Denn obwohl einige „Beutetiere“ die kalte Jahreszeit in Winterstarre überdauern, findet der Red Robin nicht genug zu fressen. Selbst der kleine Einzelgänger in meinem Garten freut sich über zusätzliches Winterfutter. Und nicht nur er. Auch andere Gartenvögel nehmen dankbar bereitgestellte Nahrung an.

Wintervögel und ihre Futtervorlieben

Das kleine Rotkehlchen habe ich mit fein zerstampften Walnüssen sowie Rosinen, Haferflocken und Streufutter aus meinem Vorrat versorgt. Und es ließ sich nicht lange bitten. Bald habe ich beobachtet, dass der Red Robin immer wieder an die Futterstellen fliegt. Doch nicht nur er besucht mich. Schon sehe ich im frischen Schnee die ersten Spuren: Der Fasan ist durch den Garten gestapft. 

Er hat von den Hagebutten genascht und anschließend auch sein großes Geschäft hinterlassen. Biologischer Depotdünger und Neuansaat für weitere Rosen, wenn ich sie wachsen lasse. Und an milden Wintertagen ist er nicht der einzige, der im Garten aktiv ist. Die Sonne scheint und schon sitzen die ersten Vögel um die Futtersäule und streiten sich um den besten Platz. Es sind die Feldsperlinge und Stieglitze, die sich wieder laut bemerkbar machen. Kohlmeisen und Blaumeisen zeigen sich jedoch relativ unbeeindruckt von den Rabauken. Wenn es zu wild wird, warten sie, bis die Sperlinge und Distelfinken, wie Stieglitze auch genannt werden, abgezogen sind und laben sich dann an den Meisenknödeln. Doch Vogelfutter ist nicht gleich Vogelfutter. Je nach Art, gibt es Vorlieben. Und auch nicht alle Vogelarten fliegen an das Futterhaus oder die Futtersäule.

Wer frisst was?

Auch Vögel lieben Abwechslung. Daher ist es sinnvoll, einen Mix unterschiedlicher Sämereien und auch Obst oder Zerealien anzubieten. Wer Vögel im Winter füttert, sollte das die ganze Winterzeit bis weit in den Frühling hindurch, solange die oberen Erdschichten noch hart und gefroren sind, regelmäßig tun.

Hier einige Vogelarten und ihre winterlichen Futtervorlieben, die sich übrigens meist deutlich von der Nahrung während der Jungenaufzucht und im übrigen Jahr unterscheiden. Daher nie Winterfutter während der Vegetationsperiode anbieten!

Häufige Besucher an der Futterstation

Amsel, Turdus merula

Amseln nehmen das Futter vom Boden auf. Sie  lieben im Winter, wie alle Drosseln, Früchte und Weichfutter. Rosinen und andere Trockenfrüchte, Äpfel und auch Haferflocken werden gerne angenommen. Die Sommerkost wird durch Lebendnahrung wie Würmer und Schnecken bereichert.

Meisen wie Kohlmeise, Parus major und Blaumeise, Cynistes caeruleus

Blau- und Kohlmeisen sowie  andere Meisenarten lieben fettreiche Sämereien wie Sonnenblume, Hirse oder Hanf, und Nüsse im Winter. Sie bereichern den Speiseplan, der auch im Winter durch Insekten ergänzt wird, die an und in Pflanzen überwintern. Futterringe und Meisenknödel werden gerne angenommen, aber auch die Futtersäule oder das Futterhaus sind beliebte Treffpunkte für die agilen Vögel.

Schwanzmeise, Aegithalos caudatus

Sie ist bei uns ein reiner Wintergast und nicht mit den anderen Meisen verwandt. Die Schwanzmeise liebt fettreiche Nahrung und bevorzugt Futterblöcke und -ringe sowie. Meisenknödel.

Finkenvögel wie Stieglitz oder Distelfink, Carduelis carduelis Grünfink oder Grünling, Chloris chloris und Buchfink, Fringilla coelebs

Der Schnabel der Finkenvögel ist an die Hauptnahrung, den Sämereien angepasst. Wildpflanzensamen werden gerne genascht. Aber im Winter sind sie für die Winterfütterung dankbar und daher häufig am Futterhaus anzutreffen. Dort lieben sie verschiedene lose Sämereien ähnlich wie die Meisen.

Haussperling, Passer domesticus und Feldsperling, Passer montanus

Sperlingsvögel sind Kulturfolger und sehr anpassungsfähig, was die Ernährung betrifft. Im Winter bevorzugen sie nahrhafte Sämereien wie Hirse und Sonnenblume.

Zaunkönig, Troglodytes troglodytes

Der Zaunkönig ist einer der winzigsten Gartenvögel bei uns. Obwohl er tierische Nahrung bevorzugt, kommt er in strengen Wintern auch an Futterstellen, um Fettfutter aufzunehmen.

Kleiber, Sitta europaea

Kleiber suchen auch im Winter die Baumstämme nach Insekten ab. Doch gerne kommen sie auch an die Futterstation. Sie sind wenig wählerisch: diverse Sämereien, Fettfutter und Nüsse werden angenommen.

Natürliche Futterquellen für unsere liebsten Wintervögel im Garten

Neben der Vogelfutterstation sind aber auch natürliche Futterquellen im Garten besonders wichtig. Denn Beerensträucher etwa bieten nicht nur Nahrung. Sträucher und Hecken sind auch wichtige Unterschlupfe für die gefiederten Gäste. Daher ist ein strukturreicher Garten mit Strauchgruppen, Bäumen und Wildstaudenbeeten auch ein lebenswerter Ort für unsere Wintergäste.

Als Vogelnahrung eignen sich etwa Hagebutten von verschiedenen Wildrosen, Beerenobst von Rot-Hartriegel, Pfaffenkapperl, Schlehe, Wacholder, Liguster, Schneebällen und anderen. Achtung: viele Beeren sind für uns Menschen giftig! Auch im Blumenbeet gibt es einiges für die gefiederten Gäste an Nahrungsquellen wie beispielsweise Weberkarde, Skabiosen-Arten, Sonnenblumen, Sonnenhut, Hirse und andere Gräsersamen.

Ich sitze im warmen Haus und betrachte den kleinen Red Robin vom Fenster aus. Es freut mich, dass er sich bei mir einquartiert hat. Ich bin glücklich, dass er sich bei mir wohlfühlt. Und wer weiß, vielleicht ist mein Garten auch ein guter Platz für seine Familiengründung im Frühling.

Im April erscheint mein erstes Buch im Löwenzahn Verlag

Wir brauchen Insekten und Wildtiere!

Viele Insekten und andere Wildtiere gehören mittlerweile zu den bedrohten Arten. Höchste Zeit also, in unseren eigenen Gärten stärker auf das Wohl unserer tierischen Besucher zu achten und letztlich auch uns selbst etwas Gutes zu tun: genau hinschauen und -hören, der Natur Zeit und Raum geben und das Wildsein wieder lernen.