Nach der Regenphase ist es sonnig und warm geworden. Der Frühsommer ist ins Land gezogen. Und mit ihm hat sich das Erscheinungsbild des Gartens gewandelt. Nun blühen zahlreiche heimische Wildstauden der Wiesen- und Saumgesellschaften: Ochsenauge, Diptam, Akelei, Blut-Storchschnabel, Wiesen- und Steppen-Salbei, Margerite… Und dazu ergänzen Rosen, frühblühende Taglilien, Spornblume, Muskateller-Salbei und andere Gartenpflanzen das frühsommerliche Bild meines Wildgartens. Auch unzählige Wildtierarten sind nun zu beobachten. Doch neben den zahlreichen Nützlingen, gibt es heuer zwei Tierarten, die mir weniger Freude bereiten: Gelsen, auch als Stechmücken bekannt, und Wühlmäuse.

Wühlmäuse

Niedlich sehen sie aus, die Wühlmäuse. Aber sie können in Massen tatsächlich etwas nerven.

Überall flitzen sie herum. Und die kleinen Wühler machen ihrem Namen alle Ehre. Denn kaum ein Bereich im Garten, der nicht unterminiert zu sein scheint. Und durch ihre rege Grabtätigkeit stehen Pflanzenwurzeln in der Luft und vertrocknen. Mit Vorliebe haben sie auch Jungpflanzen verschmaust. Doch ich weiß, dass die Plage nur vorübergehend ist. Wo viel Beute, da viele Jäger. Und Nachbars Stubentiger, Turmfalke und Bussard spähen nach fetter Beute. Ich selbst kann sie einfach nicht mit Fallen jagen. Es ist mir einfach zu grausam. Denn putzig sehen sie ja aus, die kleinen Nager. Aber dennoch machen sie mir tatsächlich wenig Freude.

Gelsen oder Stechmücken

Die männlichen Gelsen sind keine Blutsauger, sondern nehmen Nektar auf. Nur die Weibchen benötigen Blut für die Eiablage.

Sie haben vom Regen und den anschließend hohen Temperaturen profitiert. Und so konnten sie sich heuer explosionsartig vermehren. Vor drei Wochen war es besonders arg. Selbst am Tage fielen in Scharen über mich her. Unmöglich sich länger im Garten aufzuhalten. Nun ist es schon etwas besser. Nur am wilden Spitz sind sie auch tagsüber lästig. Und ab der Dämmerung wird es im Freien ungemütlich. Aber so schnell sie in Erscheinung treten, so rasch sind sie auch wieder verschwunden.

Die schönen Seiten des Gartenlebens

Neben den Plagegeistern überwiegen aber meine schönen und interessanten Gartenbeobachtungen. Ich erfreue mich an den blühenden Wildstauden und ihren Besuchern. Was ich an den Wildstauden so besonders schätze, ist ihre natürliche und aparte Schönheit. Außerdem sind sie so wunderbar robust und unkompliziert.

Ferner bieten die Wildstauden der Tierwelt wertvolle Nahrung. Im Gegenzug erfolgt durch die Nahrungsaufnahme auch die Bestäubung der Pflanze. Die Pflanze zieht also einen Nutzen aus den Blütenbesuchern. Pollen und Nektar sind die Belohnung für die Arbeit der Bestäubertiere. Damit diese auch zur Pflanze finden, dienen die Blüten mit ihren Formen, Farben und häufig auch Gerüchen. Die Wissenschaft der Blütenökologie untersucht diese Beziehungen zwischen Blütenpflanzen und ihren Bestäubertieren. In Mitteleuropa sind diese fast ausschließlich Insekten. Wohingegen in anderen Erteilen wie in Südafrika und Amerika auch Vögel beispielsweise die Kolibris wichtige Bestäuber sind.

Um an den Nektar des Wiesen-Salbeis, Geranium pratense, zu gelangen, braucht es die richtige Rüssellänge. Diese Wildbiene hat den richtigen Körperbau und passenden Rüssel.

Dieser Kleine Sonnenröschenbläuling, Aricia agestis, nimmt den Nektar des Blut-Storchschnabels, Geranium sanguineum, auf. Auch seine Raupen lieben Stochenschnabel-Arten, Geranium sp., und Sonnenröschen, Helianthemum nummularium.

Je komplizierter die Blüte gebaut ist, desto weniger Tierarten können sie bestäuben. Und so gibt es Hummelblumen, die von den Hummeln bestäubt werden, wie die Akelei etwa. Aber auch Bienen-, Schmetterlings- und Käferblumen. Wobei viele Blütenpflanzen von mehreren Tierarten bestäubt werden können. Quasi ein Sicherheitssystem für die Blütenpflanze, dass sie auch wirklich bestäubt wird.

Das heimische Ochsenauge, Buphthalmum salicifolium, lockt viele Bltüenbesucher an. Der Gemeinen Stiftschwebfliege, Sphaerophoria scripta, scheint es zu schmecken.

Eine Neuentdeckung in meinem Garten ist die Westliche Zwergwollbiene, Anthidum nanum. Sie sammelt ausschließlich Pollen von Korbblütlern, Asteraceae. Somit ist sie eine oligolektische Bienenart. Das heißt, sie sammelt den Pollen nur von einer Pflanzenfamilie. Gibt es diese nicht, fehlt auch die Biene.

Ochsenauge mit Hauhechel-Bläuling, Polyommatus icarus. Dieser Bläuling ist sehr häufig, da er keine besonderen Ansprüche an seinen Lebensraum stellt.

Aber nicht nur der Pollen und Nektar sind bei den Tieren begeht. Die Wollbienen etwa sammeln Pflanzenhaare ab. Diese benötigen sie zum Bau ihrer Brutzellen. Dabei sind die Haare des Woll-Ziests besonders begeht. Und auch seine Blüten locken Bienen und Hummeln an.

Diese Garten-Wollbiene, Anthidium manicatum, sammelt geschickt die Pflanzhaare ab. Sie liebt auch den Nektar des Woll-Ziests. Als polylektische Art sammelt sie den Nektar verschiedener Pflanzenfamilien. Besonders liebt sie die Lippenblütler, Lamiaceae, zu denen der Woll-Ziest, Stachys byzantina, zählt. Aber auch Schmetterlingsblütler, Fabaceae, wie die Bunt-Kronwicke, Coronillla varia, und Braunwurzgewächse, Scrophulariacae, wie die Königskerzen, Verbascum sp., sind begehrt.

Auch Hummeln wie diese Erdhummel, Bombus terrestris, lieben den Nektar des Woll-Ziests. Die Wollbienen beanspruchen manchmal die Pflanzen ausschließlich für sich. Und vertrieben durch ihr aggressives Verhalten andere Hummeln und auch Artgenossen. Diese Erdhummel nützt die Gelegenheit, um sich zu laben.

Hilfreiche Jäger

Nicht allen Insekten sind Pollen oder Nektar ein Hochgenuss. Sie brauchen tierische Nahrung. Und so gehen diese kleinen Jäger auf die Pirsch. Und auch Spinnen leben nicht vegetarisch.

Das Ende eines Fliegenlebens und die Mahlzeit einer Veränderlichen Krabbenspinne, Misumenia vatia.

Diese Weichwanze, Miridae, lässt sich eine fette Blattlaus schmecken.

Die Raubfliegen, Asilidae, fangen ihre Opfer im Flug. Diese räuberischen Fliegen sind an ihrem langen schlanken Körper zu erkennen.

Schlafen und baden – auch Tiere wollen sich erholen

Zauneidechsen, Lacerta agilis, lieben Sonnenbäder. Als wechselwarme Tiere benötigen sie die Wärme der Sonne, um auf Betriebstemperatur zu bleiben.

Selbst Tiere brauchen mehr als nur Nahrung. Wer satt ist, widmet sich anderen Dingen.

Auch viele Tagfalter lieben Sonnenbäder wie dieser Mauerfuchs, Lasiommata megera.

Viele Vögel wie dieser Bluthänfling, Linnaria cannabina, syn. Carduelis cannabina, lieben regelmäßige Bäder. Das hält die Parasiten in Schach. Und bei der Hitze bringt es eine erfrischende Abkühlung.

Ich liebe es, meine Gartenbesucher zu beobachten. Sie brauchen nicht viel, um zufrieden zu sein. Und ihre Zufriedenheit macht mich einfach glücklich.