Das Joglland ist jene Gegend, in der ich aufgewachsen bin. Es liegt in der nördlichen Oststeiermark, an der Grenze zu Niederösterreich und dem Burgenland. Leider komme ich viel zu selten in meine Heimatregion. Aber sobald ich da bin, stellt sich die Vertrautheit ein. Und einen besonderen Reiz üben auf mich die Lafnitz und der Hochwechsel aus. Ihre natürliche Schönheit haben sie beide bis heute bewahrt.

Die Lafnitz –Fließgewässer mit naturnahem Charakter

Dieser Fluss, der bei uns noch ein Bach ist, fließt direkt am elterlichen Bauernhof vorbei. Für mich war die kleine Schwarzerlen-Au an der Lafnitz mein Dschungel. Mit den wuchernden Farnen wirkt sie tatsächlich exotisch. Und nach jedem Hochwasser hatte sich das Erscheinungsbild der kleinen Au verändert. Es gab neue Inseln oder kleine Rinnsale. Interessante Schwemmpflanzen wie den Weißer Germer, Veratrum album,  konnte ich entdecken. Hier ging ich als Kind auf Expedition. Und tatsächlich gab und gibt es bis heute immer etwas zu beobachten und zu entdecken. Für mich war es einfach toll, als Kind in dieser wild schönen Umgebung spielen und aufwachsen zu können.

Diese kleine Schwarzerlen-Au war mein Dschungel.

Seit einigen Jahren gibt es unweit ein kleines Wasserkraftwerk. Daher wird das Wasser nun angestaut. Durch diese Veränderung, die seeähnlichen Bedingungen, hat sich in diesem Bereich die Flora und Fauna verändert. Biber, Castor fiber, und Eisvogel, Allcedo atthis, haben sich angesiedelt. Frösche finden nun gute Laichplätze.

Der Biber ist schwer vor die Linse zu bekommen. Aber auch wenn der Biber selbst kaum zu beobachten ist, seine Anwesenheit ist sichtbar.

Dort wo das Wasser frei fließen kann, finden sich andere Pflanzen und Tiere. Die seltene Wasseramsel, Cinclus cinclus, sucht dort nach Nahrung. Sie ist die einzige Vertreterin ihrer Familie in Mitteleuropa. Wasseramseln sind scheue und gut getarnte Tiere. Nur wer geduldig ist, wird sie beobachten können.

Bei meinem diesmaligen Besuch konnte ich einige schöne Tagfalter beobachten, die in Bachnähe flatterten: Kaisermantel, Waldbrettspiel und Brauner Waldvogel.

Ein Kaisermantel am Bachufer.

Brauner Waldvogel, Aphantopus hyperantus

Waldbrettspiel, Pararge aegeria

Der Braune Waldvogel ist auch als Schornsteinfeger bekannt. Diese Namen sind wohl auf seine dunkelbraune Grundfarbe seiner Flügel zurückzuführen. Der Falter ist weit verbreitet und lebt sowohl an Waldrändern, als auch auf Wiesen und in blütenreichen Gärten. Die Raupe frisst verschiedene Gräserarten und als Falter werden diverse Nektarpflanzen aufgesucht.

Auch die Raupe des Waldbrettspiels ernährt sich von diversen Gräserarten. Der Falter selbst ist, wie der Name vermuten lässt, in lichten Wäldern, an Waldrändern und Lichtungen anzutreffen. Diese Schmetterlinge nehmen in erster Linie Säfte von Bäumen auf. Auch auf feuchten Böden und an vergorenem Fallobst sind sie saugend anzutreffen. Blütennektar wird hingegen wenig aufgenommen.

Kaisermantel, Argynnis paphia

Der Kaisermantel ist der größte heimische Vertreter der Perlmuttfalter. Dieser prächtige und auffällige orange-schwarz gezeichnete Edelfalter besiedelt Waldränder. Als Raupe ernährt er sich ausschließlich vom Rauen Veilchen, Viola hirta. Als Imago nimmt er den Nektar verschiedener Waldrandkräuter zu sich. Die Falter leben in einer Generation. Nach der Paarung legt das Weibchen seine Eier einzeln an Baumstämme,n besonders an Fichten, Piecea abies, und Kiefern, Pinus sp., ab. Die geschlüpfte Raupe muss den Weg zu ihrer Futterpflanze selbst finden.

Der Hochwechsel – Mittelgebirgsberg mit malerischer Almlandschaft

Ganz anders als die Bachlandschaft der Lafnitz im V-Tal ist der Hochwechsel. Er ist mit 1.743 m der höchste Berg des Wechselgbirges. Und sozusagen mein ehemaliger Hausberg. Der Wechselgebirgsstock ist ein Mittelgebirge aus hauptsächlich Wechselgneisgestein. Und der Wechsel bildet die östlichen Randalpen.

Als Kind liebte ich die Ausflüge auf den Hochwechsel. Denn mir gefiel immer schon diese karge Landschaft mit den ausgedehnten Almen und knorrigen Baumgruppen. Bei jedem Almbesuch durfte die Einkehr entweder in das „Schutzhaus“, das Wetterkoglerhaus an der Spitze des Hochwechsels oder der Kaltwiesenhütte, weiter unten gelegen nicht fehlen. Und das typische Kindergetränk auf der Alm war und ist das Rote Kracherl oder Himbeer-Kracherl. Die Erwachsenen mischen es gerne mit etwas Wein. Was als Dipperl oder Dippel bezeichnet wird. Die häufigsten Almbesuche machten wir in meiner Kindheit im Herbst. Dann war die Heuernte eingebracht. Und man konnte Preiselbeeren pflücken. Das ist zwar eine langwierige Arbeit. Aber lohnt sich. Denn die selbst gemachte Preiselbeermarmelade ist einfach köstlich. Besonders zu Rind- und Wildspeisen, in Saucen aber auch für Torten und Kuchen sind die süß-sauren Preiselbeeren einfach deliciös.

Diesmal machte ich mit meiner Familie einen kleinen Spaziergang entlang eines Weges. Und obwohl der Wechsel aufgrund des sauren silikatischen Gesteines nicht so artenreich wie ein Kalksteingebirge ist, gab es botanische Schönheiten zu entdecken.

Blühaspekte und interessante Gewächse

Gräser, Heidebeeren und Arnika gibt es auf dem Hochwechsel.

Preisenbeere, Vaccinium vitis-idea in Blüte.

Orange-Habichtskraut, Hieracium aurantiacum.

Bart-Glockenblume, Campanula barbata.

Alpen-Flachbärlapp, Diphasiastrum alpinum syn. Lycopodium alpinum.

Katzenpötchen, Antenaria dioica.

Großes Haarmützenmoos, Polytrichum commune.

Quellaustritt mit Hochstaudenflur und Niedermoor

Bereits von weitem sind die weißen Tupfen des Wollgrases zu sehen. Es sind seine Blütenstände.

Hier im sumpfigen Bereich sind Schmalblättriges Wollgras, Eriophorum angustifolium, und die Sumpf-Kratzdistel, Cirsium palustre, aspektbildend.

Diese Hochstaudenflue wird hier von weißblütigem Baldrian, Valeriana officinalis, und goldgelbem Greiskraut, Senecio sp., dominiert.

Inspiration für naturnahe Bepflanzungen

Naturspaziergänge wie jene auf der Alm oder entlang des Baches sind für mich eine unerschöpfliche Quelle der Inspiration. Es gibt interessante Vegetationsbilder, die ich für meine Pflanzplanungen aufgreife und weiterentwickle. Denn ich möchte die natürliche Schönheit der Wildpflanzen zu den Menschen bringen. Sodass sie auch in ihrer urbanen Lebensumwelt die Natur erleben können. Darüber hinaus erfüllen Vegetationselemente immer mehrere Funktionen. Sie verbessern etwa die kleinklimatische Situation oder haben einen ökologischen Wert. Der Charakter eines Freiraumes wird durch die Bepflanzung geprägt. Und  lebenswerte Freiräume ermöglichen auch ein soziales Zusammenleben. Das gerade für eine lebenswerte Stadt essentiell ist.

Das Leben genießen

Bei meinem Kurzurlaub im Joglland darf natürlich ein Besuch bei einer Mostschank nicht fehlen. Hier gibt es köstliche Mostsorten, aber auch Säfte und natürlich hat die Kulinarik auch einiges zu bieten wie Käferbohnensalat mit Steirischem Kürbiskernöl, Haussulz oder belegte Bauernbrote.

Das unscheinbare Jogglland hat viel zu bieten. Es gibt zwar keine atemberaubende Bergkulisse oder große Attraktionen. Dafür kann man hier aber Ruhe und Erholung finden. Sich richtig entspannen. Und die kleinen, aber durchaus feinen und sehenswerten Natur- und Kulturschätze entdecken. So lässt sich der Sommer auch in Österreich wunderbar genießen.