Bunte Blumenbeete erfreuen uns Menschen. Aber sie sind auch Nahrungsquelle für viele Nützlinge wie Wild- und Honigbienen, Hummeln, Schmetterlinge sowie viele weitere Tierarten. Wir genießen die Blütenpracht und das Naturerlebnis und leisten nebenbei einen Beitrag zum Artenschutz.

Jeder Freiraum – egal ob Fensterbrett, Dachterrasse, Balkon, Terrasse oder Garten, egal ob sonnig oder schattig – kann ein lebenswerter Ort für Mensch, Wildtier und Pflanze sein. Wie das in wenigen Schritten gelingt, ist in diesem Blogbeitrag zu erfahren.

 

Warum Wildtiere willkommen heißen?

Zahlreiche Wildtiere leisten für uns Großes. Und das ohne viel zu verlangen:

Bestäuber

Verbreiter

Bestäubende Insekten sichern uns den Fruchtertrag vieler Nutzpflanzen wie etwa von Tomaten, Bohnen und Erbsen. Aber auch von unseren Obstarten wie Apfel, Birne, Kirsche, Erdbeere… Ohne sie gibt es keine reiche Ernte. Und auch zahlreiche Blumen brauchen die Bestäuber, um einen keimfähigen Samen bilden zu können.

Dann gibt es Wildtiere, die Fruchtkörper verbreiten. Sie sind sozusagen die Taxis und Gärtner. Es sind depotanlegende Tiere wie das Eichhörnchen und der Eichelhäher. Dazu gehören aber auch Ameisen, die von uns im Garten so ungern gesehen werden. Als Gegenleistung für ihre Arbeit erhalten sie das nahrhafte Anhängsel am Samen. Das Eleiosom.

Räuber und Gegenspieler

Recyclingspezialisten und Bodenbereiter

Es gibt Wildtierarten, die als natürliche Schädlingsregulierer im Einsatz sind. Sie halten das System im Gleichgewicht. Dazu zählen der jedem bekannte Siebenpunkt-Marienkäfer ebenso, wie die Schwebfliegenlarven, die Gottesanbeterin und Wespenspinne, die parasitoide Erzwespe und die Zauneidechse.

Um nicht eine der wichtigsten Nützlinge im Ökosystem Garten zu vergessen: Jene die im Vorborgenen – im Komposthaufen und Erdreich – wertvollste Arbeit leisten. Es sind der bekannte Regenwurm, aber auch die Kellerassel, der Tausendfüßer, die Spring- und Doppelschwänze. Sie erhalten durch verschiedene Prozesse die Fruchtbarkeit des Bodens.

Natur- und Artenschutz

Durch einen lebenswerten Freiraum beiten wir Wildtieren eine neue Heimat. Denn durch die zunehmende Bebauung und Versiegelung, die Zerschneidung von Habitaten sowie die Industrialisierung der Land- und Forstwirtschaft, geht viel Lebensraum verloren. Zuviel! Wie die alarmierenden Zahlen der Forschung zum Artenrückgang und Artensterben belegen. Es ist also höchste Zeit etwas für unsere Nützlinge zu tun. Ein besonders wichtiger Beitrag für die Förderung von Wildtieren sind viele Pflanzen und strukturreiche Bepflanzungen im Freiraum.

Wie kann ich attraktive Beete schaffen?

Bunte Blumenbeete sind – neben diversen Maßnahmen wie ich sie in meinem Buch „Wo die wilden Nützlinge wohnen“ beschreibe – ein wichtiger Bestandteil um Nützlinge zu fördern. Durch die Bepflanzung ergibt sich eine Win-Win-Situation: Blumenbeete erfreuen Nützlinge ebenso wie uns Menschen. Und für jeden Ort gibt es die passenden Pflanzen und Bepflanzungen.

In wenigen Schritten zu einem professionellen Pflanzplan:

 

Schritt 1: Standort und Klimaraum analysieren

Bevor Pflanzen ausgewählt werden können, müssen die Standortverhältnisse geklärt sein. Wie sind die Bodeneigenschaften? Welche Lichtverhältnisse habe ich? Gibt es Besonderheiten wie Wind oder Reflexionen? Wie sind die Niederschlagsmengen? Wie streng sind die Winter? Sind alle Fragen diesbezüglich beantwortet, geht es weiter zum nächsten Schritt.

Schritt 2: Pflanzthema wählen

Ein Beet für Nützlinge ist das Grundthema. Aber warum nicht noch einen Mehrwert schaffen? Themen und Inspirationen gibt es viele, aus denen man wählen kann. Beispielsweise ein Farbthema wie Beet in Gelb und Weiß. Oder die Steppe als Thema. Vielleicht ein Beet mit essbaren Wildpflanzen und Küchenkräutern? An diesem Beispiel erläutere ich die weiteren Beetplanungsschritte.

Schritt 3: Bepflanzungskonzept wählen

Bis zur Pflanzenauswahl ist es nun nur noch ein Schritt! Nach der Wahl des Pflanzthemas, muss entschieden werden, in welcher Art und Weise die Pflanzen letztlich arrangiert werden sollen. Dazu gibt es Pflanzkonzepte:

  1. Wiesenhafte Mischpflanzung mit natürlichem Charakter
  2. Matrixpflanzung mit Grundarten und Aspektpflanzen
  3. Schleierförmige Driftpflanzung a lá Gertude Jeckyll
  4. Geordnete Blockpflanzung im formalen Stil
  5. Beetpflanzung nach dem Leitstaudenprinzip

Es gibt noch weitere Konzepte. Doch mit diesen fünf Basistypen, lässt sich durch Variationen eine breite Palette an Möglichkeiten planen.

Schritt 4: Artenauswahl treffen

Endlich ist es wo weit! Wir können Pflanzenarten und -sorten auswählen. Als Pflanzplanerin ist das für mich eine der schönsten aber auch heikelsten Arbeitsschritte. Hier kann ich einerseits meiner Kreativität freien Lauf lassen. Aber andererseits ist hier mein Pflanzenwissen gefragt. Denn es geht darum die richtigen Pflanzen für den zu bepflanzenden Ort und das Pflanzthema zu finden. Es ist für mich immer ein Erlebnis neue, individuelle Kombinationen zu entwickeln. Dazu schmöckere ich in Pflanzenbüchern, durchforste mein eigenes Fotoarchiv und nutze auch das Internet.
Ich stelle einen Pool an möglichen Pflanzen zusammen. Später reduziert sich die Endauswahl für die Pflanzung nochmals.
Damit unsere Nützlinge profitieren, ist darauf zu achten ein durchgängiges Blütenangebot von Vorfrühling bis Herbst zu haben.

Schritt 5: Beetgestaltung von essbaren Blumen und Kräutern mit dem Konzept Blockpflanzung

Nun werden die Arten, entsprechend dem Konzept und der Funktion der Pflanzen, arrangiert:

Zuerst werden die Leit- und Strukturpflanzen angeordnet.

Dann folgen die höheren Begleitarten.
Später werden die niedrigen Begleitarten verortet.
Anschließend finden die Frühlingsblüher ihren Platz.
Zum Schluss kommen kurzlebige Arten. Sie füllen die letzen freien Flächen. Fertig!

Schritt 6: Stückzahlen ermitteln

Der letzte Planungsschritt ist die Ermittlung der nötigen Stückzahlen jeder Art für die entsprechende Beetgröße. Fertig ist die Beetplanung!

Umsetzung der eigenen Beetplanung

Die Planungsphase ist vollendet. Nun geht es ans Pflanzen. Vorbereitungen im Vorfeld der Pflanzaktion:
Entweder das bodenbürtige Beet oder das Pflanzgefäß vorbereiten. Es kann nötig sein, einige Materialien zu besorgen. Und es braucht das Wichtigste: Das Pflanzgut. Dieses besorge ich mir bei einer Fachgärtnerei. Sind Materialien und Pflanzen da? Dann steht der Pflanzung nichts mehr im Wege.

Die Pflanzen sind entsprechend dem Pflanzplan und ihrer Funktion auszulegen. Sind alles Pflanzen auf der Beetfläche ausgelegt, kann noch arrangiert werden, bis es perfekt ist.

Wildtierfreundliche Pflege nach dem Laissez-faire-Prinzip

Das Nützlingsbeet ist fertig umgesetzt. Doch damit sich Wildtiere auch wirklich auf Dauer wohlfühlen, bedarf es auch der wildtierschonenden Pflege. Und hier ist die Devise: So wenig wie nötig. Das ist auch für uns gut. Denn somit bleibt mehr Zeit fürs Genießen.
Aber ein Garten – und sei er noch so klein – ist keine Wildnis. Und auch für unser ästhetisches Empfinden und Wohlbefinden braucht es ab und zu unsere lenkende und ordnende Hand.
Weniger ist mehr: Wenn möglich immer wieder einzelne Pflanzenstängel über die Jahre stehen lassen. Denn darin siedeln sich gerne Wildbienen an. Auch kleine Stängelchen auf dem Boden liegen lassen. Frucht- und Samenstände den Winter über stehenlassen. Hier überwintern viele Insekten. Oder so mancher Vogel findet Essbares in der kargen Jahreszeit. Und auch für uns ist das braun-schwarze Gestrüpp – mit seinen bizarren und grafischen Formen – oftmals reizvoll anzusehen.

Lust auf attraktive Beete bekommen?

Die oben geschilderte Kurzanleitung für eine erfolgreiche Beetplanung mag für manchen doch einige Fragezeichen aufwerfen. Wer aber Lust bekommen hat, sich in die eigene Beetplanung zu stürzen, aber etwas mehr Hintergrundwissen und Anleitung sowie Arbeitsmaterial möchte, dem sei mein Kompakt-Workshop zu empfehlen: „Wo die wilden Nützlinge wohnen – attraktive Beete für Bienen, Schmetterlinge und Co.“. Hier gebe ich Basiswissen zur Planung, Umsetzung und Pflege von wildtierfreundlichen Beeten weiter.
Mein 1. Workshop dazu findet am Samstag, 4. April 2020, von 9.30 bis 13.00 h inkl. einer Pause am BioHof ADAMAH in Glinzendorf bei Wien statt. Mehr über diesen Workshop gibt es unter Kommende Veranstaltungen und auf der Website des BioHofes ADAMAH nachzulesen.

Ich freue mich schon sehr darauf, mein Wissen zur Pflanzplanung, über Pflanzen und ihren wilden Besuchern, zur Umsetzung und zur Pflege plus Tipps und Tricks weiterzugeben.

Als leidenschaftliche Gärtnerin kribbelt es ja schon in meinen Fingern. Denn der Vorfrühling ist schon da. Und bald gibt es wieder viel zu tun und zu erleben im Garten.