Wer nicht in der pannonischen Region aufgewachsen ist, wird über den Anblick einer Gottesanbeterin im eigenen Garten erstaunt sein. Manch einer fragt sich vielleicht, ob sie aus dem Tiergarten entflogen ist. Aber nein. Dieses exotisch anmutende Geschöpf ist ein typischer Vertreter sommerwarmer und trockener Gebiete Mitteleuropas.

Gottesanbeterin, Mantis religiosa

Gottesanbeterinnen sind durch ihre Gestalt und Färbung gut getarnte Jäger.

Die Gottesanbeterin gehört zu den Fangschrecken, Mantidae. Obwohl es über 2400 bekannte Arten von Fangschrecken gibt, kommen davon nur rund 36 Arten in Europa vor. In Mitteleuropa ist nur Mantis religiosa, die Europäische Gottesanbeterin heimisch. Und auch hier findet man die Gottesanbeterin nur in sommerwarmen und eher trockenen Gebieten der Schweiz, Deutschlands, Österreichs und Südtirols.

Ihre Körperfarbe hat zumeist ein frisches Grün. Es gibt aber auch hellbräunliche, fast weiße und auch gelbe Tiere.

Die blühende Fetthenne  verspricht fette Beute.

Männchen und Weibchen sind ab dem Spätsommer gut zu unterscheiden. Das Weibchen ist deutlich größer und bekommt nach der Befruchtung durch das reifen der Eier einen dicken Bauch. Das viel kleinere Männchen behält seinen schlanken Körper.

 

Lebensweise und Nahrungsspektrum

Schon geschnappt. Obwohl Fliegen blitzschnell reagieren können, sind sie eine beliebte Beute bei Gottesanbeterinnen.

Gottesanbeterinnen sind Jäger, die ihrer Beute gerne in krautigen Pflanzenbeständen wie Blumenbeeten auflauern. Unbeweglich ausharrend warten sie, bis sich ihre Beute nähert, dass sie alsdann blitzschnell zuschlagen können. Gefressen wird alles was gefangen wird. Meist sind es Fluginsekten wie Fliegen. Aber selbst eigene kleinere Artgenossen und paarungswillige Männchen fallen ins Beuteschema dieser interessanten Tiere.

 

Lebenszyklus

Im Herbst legt die weibliche Gottesanbeterin ihre Eier in einem Kokon ab. Dort verbringen sie gut geschützt den Winter, bis sie im Frühling schlüpfen.

Im Frühling, nach den letzten Frösten, schlüpfen die Tiere aus einem Kokon. Dieser Kokon beherbergt bis zu mehreren hundert Jungtieren. Sobald sie geschlüpft sind, beginnen sie auf Jagd zu gehen. Die Nymphen ähneln schon den adulten Tieren. Es ist eine Insektenart, die eine unvollständige Metamorphose, Hemimetabolie, durchlebt. Nach und nach, durch Häutungen, werden die Tiere immer größer, bis sie im Spätsommer ihre volle Größe erreicht haben, die zwischen fünf bis acht Zentimeter Körperlänge liegt.

Es gibt Gottesanbeterinnen in den verschiedensten Färbungen. Von frisch Grün über Grün-braun bis zu hellem Braun wie dieses männliche Tier.

Für die Paarung muss das Männchen das Weibchen von oben begatten. Das Paar bleibt häufig mehrere Stunden vereint. Nach der Paarung reifen im Hinterleib des Weibchens die Eier. Daher wird der Hinterleib der weiblichen Gottesanbeterin sehr dick. Erst wenn die Tage deutlich kühler werden, meist erst gegen Ende September, legen die Weibchen ihre Eier in einem länglich-ovalen, vier bis fünf Zentimeter langen und zwei bis drei Zentimeter breiten Kokon ab. Er wird aus einem schaumigen Sekret gebildet, das an der Luft schnell aushärtet. Die Kokons werden an Gräserhalmen oder anderen Pflanzenstängeln angehaftet. Während die adulten Tiere bei den ersten Frösten sterben, überwintert die nächste Generation im Kokon.

 

Auf Tiersafari im eigenen Garten

Erwischt! Wer hat wen als erstes gesehen?

Ich mag die unheimlichen Tiere. Sie sind wenig scheu und lassen sich daher auch meist gut fotografieren. Doch es ist gar nicht so einfach, sie zu entdecken. Im Jugendstadium sind sie selbst Beute vieler anderer Insekten und Spinnen und daher sehr flink. Und durch ihre Tarnfarbe auch schwer zu entdecken. Gerne verstecken sich die Jungtiere im niedrigen Unterwuchs. Doch je größer sie werden, desto langsamer und furchtloser werden sie. Ab Spätsommer jedoch wird es einfach, sie zu finden. Besonders lieben sie vollsonnige und warme Orte, auch gerne vor Wänden. Bei mir lieben sie es, in den Federgräsern unter den Blütenständen der Hohen Fetthennen und im Lavendel auf Beutefang zu gehen.