Kurzlebige Wildblumen wachsen überall dort, wo regelmäßige Störungen passieren. Das sind etwa Weges- und Ackerrand oder Brachflächen. Die Arten erscheinen für uns durch ihre oftmals großen Blüten oder Blütenstände besonders attraktiv. Und auch viele Wildtiere finden hier Nahrung und Unterkunft.

 

Bunte Vielfalt auch für den Garten

Im Vordergrund des Steppengartens haben sich kurzlebige Arten angesiedelt.

Besonders bei der Neuanlage einer Wildblumenwiese oder eines Blumenbeets kann man kurzlebige Ruderalpflanzen ansiedeln. Denn die Ein- und Zweijährigen sowie kurzlebig mehrjährigen Arten brauchen offenen Boden, um zu keimen. Das Saatgut wird im Herbst auf den offenen Boden ausgestreut. Dann gibt es bereits in der darauffolgenden Saison einen bunten Blütenreichtum.

 

Einjährige: Klatsch-Mohn, Kornblume und Co.

Auf offenen kalkhältigen Böden siedelt sich häufig der Klatsch-Mohn (Papaver rhoeas) spontan an. Im Vordergrund ist der ebenfalls einjährige Dunkle Erdrauch (Fumaria schleicheri) zu sehen.

Schon im ersten Jahr nach ihrer Ansaat blühen die einjährigen Arten oder einfach auch Annuelle genannt. Viele davon wie Klatsch-Mohn oder Kornblume sind Frostkeimer und brauchen Minusgrade, um zu keimen. Ihr gesamter Lebenszyklus vom Keimen über die Blüte bis zur Samenreife und schließlich ihrem Absterben vollzieht sich innerhalb eines Jahres.

Der einjährige Garten-Feldrittersporn (Consolida ajacis) hat meist blaue Blüten. Hier ist er in einer hellen Form zu sehen. Oftmals sind die Blüten aber auch kräftig dunkelblau. Und manchmal finden sich auch zartrosa blühende Exemplare. Das Taubenschwänzchen (Macroglossum stellatarum) ist ein Blütenbesucher unter vielen des Garten-Feldrittersporns.

Die Kornrade (Agrostemma githago) galt als unbeliebtes Ackerunkraut, weil ihre Samen giftig sind. Deshalb ist sie an Ackerrainen kaum noch zu entdecken. Aber im naturnahen Blumengarten ist sie eine Zierde und einfach über Samen anzusiedeln. Auch die Samenstände der Kornrade sind attraktiv.

Der Klatsch-Mohn (Papaver rhoeas) ist wohl das bekannteste Acker-Unkraut. Ihn als Unkraut zu bezeichnen wird der attraktiven Blume wohl nicht gerecht. Daher bezeichnen wir den Klatsch-Mohn als Acker-Beikraut. Diese Blüte auf dem Fotos ist gerade erst aufgeblüht. Ihre Blütenblätter sind noch leicht zerknittert. Bald wird die Pollenblume von Wildbienen besucht werden.

Zweijährige: Natternkopf und Kandelaber-Königskerze

Die Kandelaber-Königskerze (Verbascum olympicum) kann eine beeindruckende Höhe von über 2 m erreichen. Ihre Blütenstände leuchten auch in der Nacht. Der Natternkopf (Echium vulgare) im Vordergrund hat elegeante blaue Blütenkerzen.

Die zweijährigen Arten nennt man auch Bienne. Ihr Lebenszyklus erstreckt sich meist über zwei Jahre. Im ersten Jahr wird eine bodennahe Blattrosette ausgebildet. Und erst im zweiten Jahr erblüht die Pflanze. Danach fruchtet sie und stirbt ab.

Der Muskateller-Salbei (Salvia sclarea) ist eine zweijhrige Salbei-Art. Die Pflanze verströmt einen herb-süßen Duft, der an Muskateller-Wein erinnert. Die Aromapflanze beeindruckt aber auch durch ihre schönen blass lila bis weißen kandelaberartigen Blütenstände. Die Pflanze kann gut über 1 m hoch werden und versamt sich gerne. Als Blütengäste sind sehr häufig die eindrucksvollen Holzbienen (Xylocopa sp.) zu beobachten.

Die Wilde Karde (Dipsacus fullonum) kann eine stattliche Höhe von über 2 m erreichen. Ihre Silhouette hat eine grafische Wirkung. Viele Insekten besuchen das Kardengewächs wie hier die Dunkle Erdhummel (Bombus terrestris). Aber auch Distelfinken (Carduelis carduelis) holen sich gerne ihre Samen im Winter. Daher ist diese Art im naturnahen Garten einfach ein muss. Auch wenn sie sich manchmal stark aussämt.

Der Natternkopf (Echium vulgare) besticht durch sein leuchtendes dunkles Blau. Doch nicht nur wir finden ihn attraktiv. Viele Falter wie hier der Distelfalter (Vanessa cardui) besuchen die Blüten, aber auch Hummeln und Wildbienen. Die haarigen Raupen des Russischen Bär (Euplagia quadripunctaria) hingegen fressen sein Laub.

Kurzlebige Mehrjährige

Die Wegwarte (Cichorium intybus) ist eine typische Ruderalpflanze und besiedelt häufig Straßenränder. Als salzverträgliche Pflanze ist sie an diesem Standort besonders  konkurrenzstark.

Auch einige kurzlebige Stauden wachsen auf Ruderalstandorten. Hierzu zählen beispielsweise Schafgarbe, Wegwarte und Moschus-Malve. Das Einzelindividuum hält sich meist nur wenige Jahre und stirbt dann ab.

Die Thüringer Strauchpappel (Lavatera thuringiaca) ist eine große Malvenart. Ihre blassrosa Blüten blühen von Hochsommer bis in den Herbst hinein. Hier haben mehrere Malven-Langhornbienen-Männchen (Eucera macroglossa) eine Schlafgemeinschaft gebildet. Diese Biene ist auf Malvenblumen spezialisiert und sammelt als oligloektische Art nur von Malvengewächsen.

Die Wegwarte (Cichorium intybus) ist nutzbar. Ihre Blüten und Blätter sind essbar. Ihre Wurzel kann als Zichorien-Kaffe geröstet und gemahlen verwendet werden. Ihre leuchtenden hellblauen Blüten sind nur etwa bis zum späten Vormittag geöffnet und schließen sich danach. Auch sie zieht zahlreiche Blütenbesucher wie Grashüpfer, Wildbienen und Schmetterlinge an.

Die Gewöhnliche Schafgarbe (Achillea millefolium) ist aus trocken Wildblumenwiesen und naturnahen Blumenbeeten nicht wegzudenken. Sie ist ein wertvoller Hochsommerblüher. Und bis in den Winter hinein kann man manchmal Blüten entdecken. Viele blütenbesuchende Bockkäfer, kleine Wildbienen, aber auch Schmetterlinge zählen zu ihren Blütengästen.

Die Gelbe Resede (Reseda lutea) bezaubert durch ihre hellgelben eleganten Blütenkerzen. Reseda-Falter (Pontia edusa) und auch Wildbienen besuchen die Blumen. An lückigen Stellen kann sie sich erfolgreich versamen. Wird die Vegetation zu dicht, wird die konkurrenzschwache Art verdrängt.

Sukzession im Garten

An offenen Bodenstellen sind als erstes ruderale Pionierpflanzen zu beobachten. Nach und nach verändert sich die Vegetation über die Jahre.

Je geschlossener eine Pflanzendecke wird, desto weniger Ruderalpflanzen sind vorhanden. So ist es auch im Gartenbeet.

Im Vordergrund blüht das Johanniskraut (Hypericum perforatum). Links im Mittelgrund blüht der Steppen-Salbei (Salvia nemorosa). In der Mitte findet sich der Dost (Origanum vulgare) gemeinsam mit der Wiesen-Witwenblume (Knautia arvensis). Dahinter blüht der Natternkopf (Echium vulgare). Den Hintergrund bilden Labkraut (Galium verum) mit Wilder Karde (Dipsacus fullonum) und Gemeiner Kratz-Distel (Cirsisum vulgare). Ein Mix aus Annuellen, Biennen und Stauden.

Zu den Pinoierpflanzen gesellellen sich kurzlebige Stauden. Dann kommen auch langlebigere hinzu.

Vor dem Gartenzaun wächst eine bunte Vielfalt an ruderalen Arten. Robust, pflegeleicht, salzverträglich und schön zugleich.

An trocken-warmen Extremstandorten mit lückiger Vegetation können sich ruderale Pflanzen auch dauerhaft halten, weil es immer offene Bodenstellen gibt. Sind im Garten vergleichbare Standorte vorhanden, kann sich auch hier die bunte Blütenmischung durch Selbstaussaat länger halten.

Wild-schöne Vielfalt

An einer Straßenböschung hat sich diese attratkive Gesellschaft aus Thüringer Strauchpappel, Natternkopf und vielen mehr etabliert. Sie ist einfach wunderschön.

Die bunten Wildblumen erfreuen uns mit ihrem wild-romantischen Charakter. Sie ziehen auch viele Insekten wie Schmetterlinge und Wildbienen an. Wir fördern die Biodiversität und können das wundervolle Naturerlebnis im Garten bestaunen.