Im letzten Blogbeitrag habe ich einige heimische Wildpflanzen vorgestellt, die WILD SEIN Gärtnerin Martha Plößnig im Interview erwähnte. Nun folgen exotische Arten, die aber schon lange in unseren Bauerngärten kultiviert werden. Und eine Baumart, die Martha nicht mag und in mir ambivalente Gefühle hervorruft.

Ringelblume – einfach liebenswert und strahlend schön

Ringelblumenblüten sind auch eine gute Insekten- und Bienenweide.

Unsere Garten-Ringelblume, Calendula officinalis, stammt aus dem mediterranen Raum.  Die orange Farbe ihrer Blüten ist einfach schön. Und aufgrund ihrer unkomplizierten Kultur und Heilwirkung, darf sie in keinem Bauern- und Kräutergarten fehlen. Heute werden ihre attraktiven Blütenblätter gerne in Teemischungen beigemengt. Auch zur Herstellung von Salben wird die Ringelrose, wie sie auch genannt wird, verwendet. Sie soll gegen Verbrennungen und Ekzeme helfen.

Ringelrosen, wie sie auch genannt werden, blühen sehr lange. Von Sommer bis zum Frost erscheinen immer wieder neue Blüten. Diese wurde vom Frost mit kleinen Kristallen überzogen.

Die Ringelblume ist eine Annuelle, also einjährige Blume. Ich habe Samen von meiner  Mutter erhalten. Und seitdem blüht sie bei mir im Garten. Denn sie bildet reichlich Samen, die im nächsten Jahr keimen. Mitunter kann sie so rasch große Bestände bilden. Aber sie ausreissen? Das schaffe ich kaum, weil sie einfach so schön ist. Auch Martha kultiviert die liebenswerte Blume. Und auf meinem Buch „Wo die wilden Nützlinge wohnen“ ziert sie den Buchumschlag. Es ist ein Foto, das ich im November im Garten machte. Denn von Frühsommer bis manchmal sogar Dezember blühen sie unentwegt. Und kaum ein Standort, wo sie nicht gedeihen. Einfach liebenswert.

Die Echte Kamille – wild süß duftend

Die kleinen Blüten der Kamille wirken unscheinbar, sind aber tatsächlich sehr heilkräftig.

Die Echte Kamille, Matricaria chamomilla, ist eine Heilpflanze, die aus Süd- und Osteuropa stammt. Das einjährige Kraut ist anspruchslos, was den Standort betrifft. Es mag offene, sonnige bis halbschattige und eher trockene Standorte. Die Kamille ist wird nur bis 50 cm hoch, ist fragil gebaut, hat nadelförmiges Laub und kleine gänseblümchenähnliche Blütenköpfe. Doch durch ihren Duft, ist sie weithin wahrnehmbar. Die echte Kamille kann einfach bestimmt werden: Man nehme einen Blütenstand und schneide ihn in der Mitte durch. Eine echte Kamillenblüte ist im inneren hohl. So kann sie mit den zahlreichen anderen wilden Kamillenarten, die es gibt, nicht verwechselt werden.

In der Medizin findet die Kamille Verwendung gegen Verdauungsprobleme und alle Arten von Entzündungen. Dazu wird ein Tee aus den getrockneten Blüten bereitet. Aber auch gegen Hauterkrankungen helfen Waschungen mit Kamillentee. In der Küche können die frischen Blüten als essbare Dekoration verwendet werden. Im Mittelalter wurde die Kamille als Duftspender auf den Fußboden aufgestreut.

Da die Kamille einjährig ist, wächst sie im Garten auf ruderalen Orten. Dort sämt sie sich selbst aus.

Martha mag das zierliche Kraut, weil es so unkompliziert zu kultivieren ist, und für Heilzwecke und kosmetische Behandlungen einsetzbar ist. Ein einfach wunderbares Heilkraut eben.

Pfefferminze – Insektenmagnet mit aromatischen Blättern

Minzen wirken wie alle Lippenblütler anziehend auf Nektarbesucher.

Die Pfefferminze, Mentha x piperita, ist eine von vielen Minzen. Durch die Kreuzung verschiedener Minzenarten hat sich eine Vielfalt an Sorten entwickelt: Apfelminze, Ananasminze, Schokominze, Mojito-Minze, Marokko-Minze…unmöglich sie alle aufzuzählen. Aus der Pfefferminze wird das Pfefferminzöl gewonnen. Es wird in Süßigkeiten und Kaugummis, Zahnpasten, Rasierwasser und so weiter verarbeitet.

Die Pfefferminze ist aus der Kreuzung von Grüner Minze, Mentha spicata, und Wasserminze, Mentha aquatica, entstanden. Sie ist reich an Menthol, was ihr intensives Aroma gibt. Dieses hat einen scharf-frischen Geschmack. Und das Methanol hat auch eine medizinische Wirkung. Es ist verdauungsfördernd, krampflösend, schwellungslindernd und entzündungshemmend.

Das mehrjährige Kraut wird bis zu 90 cm hoch. Durch Rhizome breitet es sich rasch aus. Und bildet so bald große Bestände. Es mag frisch bis feuchte Standorte von Sonne bis Halbschatten. Die breit lanzettlichen Blätter sind kreuz-gegenständig angeordnet und duften beim Zerreiben. Die blasslila Blüten sind in endständigen Ähren zusammengefasst. Sie erscheinen erst im Spätsommer. Und als Lippenblütler, Lamiaceae, sind sie ein wahrer Insektenmagnet.

In der Küche ist die Pfefferminze zu streng im Geschmack. Für pikante Gerichte eignet sich besonders gut die Kärtner Kasnudelminze. Aus ihr kann der Klassiker also Kärntner Kasnudel bereitet werden, aber auch zahlreiche türkische und orientalische Gerichte lassen sich mit ihr verfeinern. Wie etwa die rote Linsensuppe. Mit anderen Minzsorten können Getränke und Süßspeisen hergestellt werden. Und auch als Dekoration für Speisen lässt sich Minze gut verwenden.

Liebstöckel – aromatisches Suppenwürzkraut

Die Doldenblüten des Liebstöckls werden besonders von Wespen und hier Ameisen besucht.

Die getrockneten Blätter kommen in unsere selbst gemachte Suppenwürze. Siehe Tipp.

Bevor die industrielle Suppenwürze Einzug in unsere Küchen hielt, war der Liebstöckl, Levisticum officinale, ein natürlicher Bestandteil der Suppe. Der Doldenblütler, Apiaceae, stammt ursprünglich aus dem Mittelmeerraum. Doch wächst er schon seit jeher in österreichischen Bauerngärten. Das mehrjährige Kraut kann bis zu 2 m Höhe erreichen. Seine tatzenförmigen Blätter duften beim Zerreiben aromatisch nach Suppenwürze. Seine grün-gelben Doldenblüten erscheinen im Sommer und sind ein Anziehungspunkt vor allem für Wespen und Fliegen. Der Liebstöckl mag frisch bis feuchte und nährstoffreiche Böden von Sonne bis Halbschatten.

Schon die Griechen und Römer verwendeten den Leverstock, wie er auch genannt wird, als Suppen- und Salatwürze. Und ebenso in den mittelalterlichen Klöstern. Auch die Stängel und Stiele sind blanchiert essbar. Und die Blätter können als Gemüse gekocht werden. In der Medizin werden auch die Samen gegen Verdauungsbeschwerden verabreicht. Und Wurzelaufgüsse sollen Gelbsucht und Blasenbeschwerden lindern. Die Blätter sind schweiß- und entzündungshemmend. Der Name Liebstöckl verweist auf die Verwendung als Aphrodisiakum. Es heißt ja auch: Liebe geht durch den Magen…

Mein Tipp: Suppenwürze selbstgemacht

In meine Suppen und anderen Gericht, kommt keine gekaufte Suppenwürze. Eine Suppenwürze selbst herzustellen ist einfach. Es braucht dazu folgende Zutaten:

  • Lauch
  • Karotte
  • Sellerie
  • Zwiebel oder Schalotten
  • Liebstöckl
  • Petersilie
  • Thymian
  • Salz
  • etwas Zucker

Alle Zutaten werden fein gehackt oder gerissen und schonend getrocknet. Dann etwa zu gleichen Teilen Salz und Gemüse und etwa ein Drittel getrocknete Gewürze beimischen. Alles gemeinsam mixen, sodass ein feines Pulver entsteht. Fertig ist die Suppenwürze. Gutes Gelingen!

Weinraute – nicht jeder kann sie riechen

Die Weinraute ist ein dankbares Gewächs in meinem Steppengarten. Sie blüht lange und ist eine Strukturpflanze.

Die Weinraute, Ruta graveolens, ist ein Gewächs aus Südeuropa. Als Halbstrauch, Chamaephyt, ist sie halbimmergrün. Also bei milden Wintern bleibt sie belaubt. Ist es rauer, verdorren die blaugrünen Blätter. Im Garten ist sie anspruchslos. Sie gedeiht auf trockenstem Boden und vollsonnig sollte es sein.

Ihre Blätter haben feine Drüsen, aus denen an heißen Sommertagen ein strenger Duft verströmt wird. Dies ist der Grund, weshalb Martha diese Pflanze aus ihrem Hausgarten in den WILD SEIN Garten verbannt hat. Bei mir im Hortus Pannonicus wächst sie in meiner Steppe als Strukturpflanze. Und ich erfreue mich an ihr. Die runde 1 m hohe Pflanze blüht in nicht zu trockenen Jahren den ganzen Sommer hindurch grünlich-gelb. Und ihre Blüten sind wahre Insektenmagneten. Doch nicht nur das. Auch die Schwalbenschwanz-Raupen lieben ihre Blätter. Ich nehme mich vor dem Kraut in acht. Denn bei Kontakt mit meiner Haut und gleichzeitige starker Sonnenbestrahlung, habe ich Bläschen bekommen. Denn die Weinraute ist phototoxisch.

Gut getarnte Jäger wie die Gottesanbeterin, legen sich auf die Lauer.

Die Blüten wirken anziehend auf viele Blütenbesucher.

Als Heilpflanze ist sie aufgrund ihrer Giftigkeit mit großer Vorsicht zu verwenden. Sie fand Anwendung zur Beruhigung und als Schlafmittel. Doch bei Schwangeren kann ihr Genuss zum Abort führen. Als Würzkraut wird sie noch gelegentlich dem Grappa beigemengt, der so seine verdauungsfördernde Wirkung erhöhen soll.

Braunrote Taglilie – unkomplizierte Bauerngartenpflanze

Taglilien sind unkompliziert und langlebig. Das macht sie zu idealen Gartenpflanzen.

Die Braunrote Taglilie, Hemerocallis fulva, ist eine Bauerngartenpflanze der Weinbauklimate. Die unkompliziert zu kultivierende mehrjährige Staude hat auch den Zweitnamen Bahnwärter Taglilie. Denn früher bedienten Bahnwärter die Schranken noch händisch. Sie hatten viel Freizeit, in der sie gerne gärtnerten. Und da diese Taglilie einfach zu vermehren war, wurde sie häufig kultiviert. Das Tagliliengewächs, Hemerocallidaceae, wird 80 bis 120 cm hoch, hat grünes linealisches, grasähnliches Laub. Es blüht  braunorangerot von Juni bis Juli. Die Taglilie ist eine langlebige und anspruchslose Blütenstaude, die frische bis mäßig trockene Standorte von Sonne bis Halbschatten liebt. Durch ihre Rhizome breitet sie sich aus. So kann sie auch dem Wurzeldruck von Gehölzen standhalten. Und sie eignet sich auch als Flächenpflanzung zur Hangbefestigung. Die Taglilienblüten und -rhizome sind essbar. Besonders in China, wo es einige Arten gibt, ist die Taglilie Bestandteil der Küche.

Den Namen Taglilie hat sie, weil ihre Einzelblüten nur jeweils 24 Stunden blühen. Doch durch die vielen Einzelblüten bleibt der Flor länger erhalten.

Ich kenne diese Taglilie erst aus dem Weinviertel. In meiner Mutter Bauerngarten wächst eine gelbe Taglilie, die deutlich früher blüht und insgesamt zierlicher ist.

Götterbaum – Neubürger mit erstaunlicher Wuchskraft

Die Blätter des Götterbaumes sind dekorativ.

Der Götterbaum, Ailanthus altissima, stammt ursprünglich aus China und dem nördlichen Vietnam. Obwohl der Götterbaum schwach giftig ist, werden in der Traditionellen Chinesischen Medizin alle Pflanzenteile verwendet.

In Europa wurde er um 1780 und später in Österreich um 1856 etabliert, um seine Laubblätter als Raupenfutter für die Seidenraupenproduktion zu nutzen. Daher wurden Götterbäume in Wien, Niederösterreich und Burgenland aktiv kultiviert.

Der sommergrüne Laubbaum kann bis zu 25 m hoch wachsen. Götterbäume  treiben erst sehr spät im Jahr aus. Ihre gefiederten Laubblätter sind sehr groß. Die Blüte ist unscheinbar. Erst die Flügelfrüchte sind ab dem Spätsommer sichtbar. In der Jugend wachsen sie extrem schnell. Und sie bilden Ausläufer und unzählige Sämlinge. Götterbäume siedeln sich in Weinbaugebieten an. Dort findet man sie sowohl auf sehr trockenen als auch feuchten Standorten, von der Sonne bis in den Halbschatten.

Das robuste und anspruchslose Bittereschengewächs, Simaroubaceae, hat von den Klimaveränderungen profitiert und breitet sich rasch aus. Deshalb gilt der Götterbaum mittlerweile als Neophyt. Also konkurrenzstarker Neubürger mit aggressiver Ausbreitungstendenz, der andere Pflanzen verdrängt. Martha mag dieses Gehölz daher nicht, weil es sich im Weingarten sehr stark ausbreitet. Auch ich habe ein ambivalentes Verhältnis zum Götterbaum. Einerseits wuchert er aus jeder Ritze und treibt immer wieder von neuem aus. Das macht ihn so lästig. Andererseits finde ich den Habitus von ausgewachsenen Götterbäumen wunderschön. Auch ihre Rinde, das Laub und die Flügelfrüchte haben einen Hauch von Exotik. Und ich bewundere ihre Vitalität. Denn selbst an den schwierigsten Standorten in Wien mit Streusalz, Hundeurin, Hitze und Trockenheit…stehen die Götterbäume gesund da.

Der Götterbaum hat ein attraktives Erscheinungsbild und ist sehr robust. Leider macht ihn das zum starken Konkurrenten gegenüber anderen Gewächsen.