Die Tage werden kürzer. Dazu das typische November-Wetter mit (Hoch)Nebel und Nieselregen. Und heuer auch die spezielle Situation durch Corona und den Terroranschlag in Wien. Das schlägt auf das Gemüt. Doch die Erwartung auf einen kleinen Wintergast an der Vogelfutterstelle, schafft es mich mit Freude zu erfüllen. Es ist das Rotkehlchen.

Beim Durchstöbern meiner Fotos aus dem heurigen Gartenjahr, entdecke ich einige nette Aufnahmen vom Rotkehlchen zu Frühlingsbeginn. Anlass genug, diesen entzückenden gefiederten Freund näher vorzustellen. Denn auch ungeübte Vogelbeobachter erkennen diesen kleinen Besucher sehr schnell.

Erkennungsmerkmale der Adultvögel und Jungvögel

Männchen und Weibchen haben die gleiche attraktive Gefiederzeichnung. Gesicht, Kehle und Brust sind auffällig rostorange gefärbt. Die Bauchseite bis zum Bürzel ist weiß. Und das restliche Gefieder – Kopf, Rücken, Flügel und Schwanzfedern sind von hellbrauner Farbe. Doch dieses für uns als schön empfundenes Federkleid hat in der Jungend eine völlig andere Färbung. Als Jungvogel ist das Gefieder fleckig braun. So ist der kleine Piepmatz im Gehölzdickicht gut getarnt und verschmilzt mit seiner Umgebung. Camouflage auf Vogelart. Doch schon bevor der erste Winter kommt, wechseln sie ins Adultgefieder.

Gesang des Rotkehlchens

Neben schönen Frühlingsfotos, konnte ich auch den Gesang eines Rotkehlchens aufnehmen. Hier ist interessant zu wissen, dass beide Geschlechter singen. Das Video enthält eine Gesangprobe meines Gartenbesuchers.

Sympathischer Gartenbewohner

Dieses Rotkehlchen ist gerade auf Nahrungssuche. Dazu hüpft es häufig am Boden herum.

Das Rotkehlchen, Erithacus rubecula, gehört zur Familie der Fliegenschnäpper, Muscipidae. Damit ist es ein Insektenfresser. Besonders während der Brutzeit und Jungenaufzucht ernährt sich das Rotkehlchen von verschiedenen Insekten. Aber auch Schnecken und Würmer werden nicht verschmäht. Doch in der kalten Jahreszeit werden auch Beeren und Früchte verzehrt. Und sie kommen auch regemäßig zur Futterstelle, wo sie gut beobachtet werden können. Bereits in meinem ersten Blogartikel „Winterzeit – alles leblos? Keineswegs! Winterfütterung von Wildvögeln“ habe ich auch das Rotkelchen vorgestellt.

Lebensraum des putzigen Vogels

Mein Wilder Spitz ist mittlerweile ein Dickicht aus verschiedenen Sträucherarten, Totholzhaufen und Wildstauden für den Schatten.

Ursprünglich bewohnten Rotkehlchen artenreiche Mischwälder und Gehölzsäume. Doch glücklicherweise besiedeln sie auch strukturreiche Parklandschaften und Gärten. Lebenswichtig im Siedlungsgebiet ist ein hoher Grünanteil, der sich aus Bäumen, Sträuchern und dichten Hecken zusammensetzt. So fühlen sie sich in naturnahen Gärten mit Wildstrauchhecken besonders wohl. In meinem Buch „Wo die wilden Nützlinge wohnen“ sind im Kapitel „Wildsträucher und Wildstrauchhecken“ einige heimische Straucharten angeführt, die auch für Rotkehlchen wertvoll sind.

Beobachten und sich einfach freuen

Ich bin froh, das Rotkehlchen bei mir im Garten beobachten zu können. Erstmals bei mir beobachtet habe ich ein Rotkehlchen im Winter an der Futterstelle. Es schneite und war kalt. Und das Rotkehlchen holte sich Futter. Es war, zu meiner Freude, den ganzen Winter über zu beobachten. Und mittlerweile ist es auch im Frühling noch da. Aber das war aber nicht immer so.

In den Anfangsjahren, als ich den Garten übernommen habe, war der Garten einfach zu „leer“ für das Rotkehlchen. Es gab keine Sträucher, die Sitzgelegenheiten und Deckung geboten hätten. Und somit auch kaum Nahrungsquellen. Nach und nach habe ich Bäume, und Sträucher gepflanzt. Es gibt nun eine freiwachsende Hecke und den wilden Spitz, der sich mehr und mehr zum Dickicht entwickelt. Dazwischen finden sich Haufen aus Totholz, Laub und Schnittgut. Das entspricht wohl auch mehr den Vorstellungen von einem attraktiven Lebensraum eines Rotkehlchens. Aber obwohl ich es nun zwar regelmäßig in meinem Garten begrüßen darf, habe ich es noch nicht beim Brüten beobachtet. Wer weiß, vielleicht werde ich auch damit noch belohnt und darf junge Rotkelchen in meinem Garten willkommen heißen.