Wir brauchen mehr naturnahe Flächen in der Stadt und am Land. Das ist klar. Wie können sie aussehen? Und was bewirken sie?

Bedrohte Artenvielfalt

Foto: Die Hummel sammelt Pollen an der Hecht-Rose, Rosa glauca. Es ist eine zierliche heimische Wildrose. Rosen sind reine Pollenpflanzen. Hummeln sind wichtige Bestäuber auch im Obst- und Gemüsegarten. Ohne sie kein Obst, keine Tomaten, keine Erbsen.

Jede neue Studie bestätigt, dass es um unsere Biodiversität schlecht steht. Die dramatischen Zahlen des Artenrückganges machen viele Menschen besorgt, denen die Natur tatsächlich am Herzen liegt. Ihnen ist klar, dass der Verlust unserer Artenvielfalt nicht nur traurig ist, sondern tatsächlich negative Auswirkungen hat. Schönreden hilft hier nicht. Es braucht proaktives Handeln.

 

Biodiversitätsgarten im Sturm 19 Park in St. Pölten

Foto: Die neu angelegte Sukzessionsfläche im Sturm 19 Park ist nun besonders schön und bunt.

Einige Städte in Österreich haben bereits extensive Sukzessionsflächen und Blumenwiesen im öffentlichen Raum des Stadtgebiets angelegt. Die Stadt St. Pölten beispielsweise hat im neuen Stadtteilpark, den Sturm 19 Park, einen Biodiversitätsgarten unter der Planung von DnD Landschaftsplanung etabliert. Neben der naturnahen Begrünung, die von DI Dr. Sonja Schwingesbauer entwickelt wurde, gibt es ein Reptilienhabitat, Steinblöcke und Totholzstrukturen. Ein Teilbereich ist abgezäunt und nur der Natur vorbehalten.

 

Städte mit Leuchtturmfunktion

Foto: Wildbiene an einem Duft-Goldlack, Erysimum odoratum. Er ist eine heimische Pflanzenart der Kreuzblütler. Daher ähnelt er im Aussehen dem Raps.

Die Landeshauptstädte Graz und Linz legen aktiv neue Blumenwiesen an. Auch in Wien wird es bunt. Im Helmut-Zilk-Park und im neuen Walter-Kuhn-Park, im Umfeld des Wiener Hauptbahnhofes, oder in der Grünen Mitte des ehemaligen Nordbahnhofes nahe des Praters wurden naturnahe Flächen angelegt. Sie zeigen wie wild-schön Stadtnatur sein kann. Flächen wie diese fungieren als Kleinhabitate und Trittsteinbiotop. Je mehr es von diesen Flächen gibt und je näher sie beisammen liegen, desto besser funktioniert die Vernetzung. Denn viele Arten wie etwa viele Wildbienen haben einen sehr engen Aktionsradius von nur wenigen Hundert Metern. Sie vermögen keine weit entfernten Wanderbewegungen zu vollbringen.

Foto: Das Reptilienhabitat aus Steinblöcken, Totholz und Wurzelstöcken stellt eine wertvolle Struktur dar, wo viele Tierarten ihren Unterschlupf oder einen Nist- und Brutplatz finden.

Gestaltung und Erhaltung des Biotops

Foto: Die bunte Ruderalflur braucht Offenflächen und Störungen. Bei voranschreitender Sukzession etabliert sich ein dichter Bewuchs und die Artenzusammensetzung ändert sich.

Damit Flächen tatsächlich zu lebendigen Biotopen werden, ist es nicht ausreichend, einfach nur für Grün zu sorgen. Es ist sinnvoll, nach einer Biodiversitätsstrategie bestimmte Zielarten auszuwählen, und gemäß ihrem Lebensrhythmus und ihrer Lebensansprüche die Fläche auszugestalten. Besonderes Augenmerk ist auch auf die Erhaltung der Fläche zu legen. „So viel wie nötig und so wenig wie möglich.“ Die Pflege erfolgt nach dem Laissez-faire-Prinzip. Es ist tierschonend, wenn die Lebenszyklen der Tiere beachtet werden.

Im Einklang mit der Natur

Foto: Gelber Duft-Goldlack und rote Mohnblumen sind für uns ein schöner Anblick und für Wildbienen eine wichtige Nahrungsquelle.

Am 22. Mai war der internationale Tag der Biodiversität. Das Motto des diesjährigen Biodiversitätstages war: „Harmonie mit der Natur und nachhaltige Entwicklung“. Damit das gelingen kann, braucht es auch proaktives Handeln in der Land- und Forstwirtschaft. Besonders in der Kulturlandschaft gibt es das größte Potenzial an begrünbaren Flächen. Baumalleen, Feldhecken und dauerhafte Blühstreifen könnten hier viel Positives bewirken.

Weiterführende Links:

ORF-Beitrag zum Tag der Biodiversität

Biodiversitätsplanung

Es lebe die Artenvielfalt!

Das Jahr der Biodiversität

2023 – Mein Jahr der Biodiversität