Reisen sind für mich eine Bereicherung. Die Ägypten-Reise war wunderschön. Nachzulesen in meinen Blogbeiträgen: Alexandria, Oase Siwa, Marsa Matruh und Kairo. Die Mischung aus Stadt- und Parkspaziergängen, Kunst- und Kulturprogramm, gutem Essen und Naturerlebnissen macht für mich eine Reise perfekt. Doch Reisen müssen nicht immer in die Ferne gehen. Auch in unserer nächsten Umgebung gibt es mehr zu entdecken, als man meinen möchte.

Zimmerreise – Gartenreise

Während der Corona-Situation habe ich erfahren, dass es den Begriff der Zimmerreise gibt. Wichtig dabei ist, seine bekannte Umgebung mit den Augen eines Fremden oder eines Kindes zu betrachten. Also einer Betrachtungsweise, als würde man diesen Ort zum ersten Mal sehen.

Da wurde mir klar, dass ich in meinem Garten regelmäßig Gartenreisen unternehme. Ich erkunde meinen Garten jedes Mal aufs Neue. So, als würde ich ihn noch nicht kennen.

Expedition in die faszinierende Gartenwelt

Jeder Spaziergang in meinem Hortus Pannonicus wird zur Entdeckungsreise. Nicht immer entdecke ich eine neue Tier- oder Pflanzenart. Aber niemals ist der Garten gleich. Schon nach wenigen Stunden kann er durch veränderte Lichtverhältnisse völlig anders erscheinen. Manche Blüten haben sich bereits wieder geschlossen. Andere blühen erst auf. Auch die animalische Besucherschar verändert sich im Tagesverlauf. Es gibt Frühaufsteher und Sonnenanbeter sowie ausgesprochene Nachtschwärmer.

Faunistische Beobachtungen im Garten

Gemeiner Scheinbockkäfer, Oedemera femorata, auf Blutstorchschnabelblüte, Geranium sanguineum.

Der Mikrokosmos Garten hat mir schon die unglaublichsten Beobachtungen geboten. In meinem Hortus Pannonicus habe ich mehr Tiere entdeckt, als an jedem anderen Ort. Hier eine kleine Auswahl an meinen sensationellsten Tierbeobachtungen:

Hirschkäfer, Lucanus cervus

Spanische Fliege, Lytta vesicatoria syn. Cantharis vesicatoria

Das beeindruckende Wiener Nachtpfauenauge, Saturnia pyri. Imago und Raupe sind wirklich riesig.

Florale und vegetabile Gartenimpressionen

Und dann gibt es noch die Gartenflora. Besonders in der Zeit von Ende April bis Anfang Juli haben viele meiner geliebten Gartenpflanzen ihre Blütezeit. Sie bezaubern mich. Und den unzähligen Blütenbesuchern spenden sie Nektar und Pollen. Ein paar meiner liebsten Gartenblumen, die von Mitte Mai bis Anfang Juni blühen, stelle ich nun vor.

Akelei – die außergewöhnliche Wildblume

Eine unserer schönsten und interessantesten heimischen Wildblumen ist für mich die Akelei, Aquilegia vulgaris. Ihre außergewöhnliche Blüte und intensive blauviolette Farbe verzaubert mich immer von neuem. Es verwundert nicht, dass sie bereits im Mittelalter bewusst in unsere Gärten geholt wurde. Die Akelei hat ein variables Farbspiel ihrer Blüten von Weiß über Zartrosa bis Weinrot.

Die bei uns heimische Akelei ist eine typische Hummelblume. Nur die Hummel kann mit ihrem langen Rüssel den, im langen Sporn verborgenen, Nektar erreichen.

In Nordamerika gibt es Akelei-Arten, die von Nachtfaltern und Kolibris besucht werden. „Kolibrie-Akeleien“ haben eine rote Blütenfarbe, da Vögel besonders auf Rot ansprechen. Die „Nachtfalter-Akeleien“, Aquilegia chrysantha, sind gelbblütig, um auch in der Nacht gesehen werden zu können. Es ist interessant, wie sich Pflanze und Bestäuber aneinander anpassen.

Iris und ihre Begleiter

Iris, auch als Schwertlilie bekannt, ist eine Gattung, die nicht aus dem Weinviertel wegzudenken ist. Denn einige Iris-Arten sind super trocken- und hitzetolerant. So kommen in den pannonischen Trockenrasen Zwerg-Schwertlilien, Iris pumila, wild vor. Im Garten habe ich Netz-Iris, Iris reticulata und Zwerg-Bart-Iris, Iris-Barbata-Nana-Sorten. Sie blühen bereits im April.

Etwas später folgt die Bleiche Schwertlilie, Iris pallida (Foto oben). Auf ihre Blüte freue ich mich immer aufs Neue. Ihre leuchtend hell blauvioletten Blüten sind weithin sichtbar. Und ihr feiner zitronig-firscher Blütenduft ist eine zusätzliche Bereicherung. Diese Iris braucht kaum Zuwendung. Sie gedeiht einfach problemlos und belohnt mich jedes Jahr mit reichem Blütenflor.

Fast zeitgleich blüht die Wiesen-Iris, Iris sibirica (im Foto oben rechts). Sie bevorzugt es nicht so trocken wie die Bleich-Schwertlilie. Doch es muss keine Nasswiese sein, wo sie ihr natürliches Vorkommen hat. In meinem Garten wächst die Wiesen-Iris neben der immergrünen Mittelmeer-Wolfsmilch, Euphorbia characias ‘Black Pearl‘ (im Foto oben links im Hintergrund), und der weißblütigen Astlosen Graslilie, Anthericum liliago (im Foto oben links im Vordergrund). Letztere ist eine Art der Trockenrasen.

Blau, blau, blau…

Doch nicht nur Iris-Arten sind als blauer Farbträger nun in Blüte. Auch der kurzlebige Stauden-Lein, Linum perenne, besticht durch seine himmelblauen Blüten.

Die Katzenminze, Nepeta x faassenii, beginnt bereits ab Mitte Mai zu blühen. Sie ist ein Dauerblüher und Insektenmagnet. Die unzähligen kleinen violett-blauen Lippenblüten sind einfach ein Traum für jedes Gartenbeet. Die Katzenminze passt als Begleiter zu vielen anderen Pflanzenarten. Sie ist langlebig und einfach in der Kultur. In meinem Garten bildet sie etwa mit der Weinraute, Ruta graveolens (im Foto oben gelbgrüne Blüten), eine schöne Kombination.

Taglilie – ein Klassiker im (Bauern)Garten

Auch die ersten Taglilien wie die Wild-Taglilie, Hemerocallis middendorfii, beginnen bereits ab Mitte Mai zu blühen (im Foto oben rechts). Die kräftig gelb-orangen Blüten dieser Art verströmen einen süßlichen Duft. Diese robuste Taglilie stammt aus dem Bauerngarten meiner Mutter. Obwohl sie hier im Weinviertel viel trockener steht als im steirischen Joglland, ist sie sehr gesund und blüht jedes Jahr in voller Pracht.

Ähnlich strahlend goldgelb sind die Blüten des wilden Ochsenauges, Buphthalmum salicifolium (im Foto oben links). Dieser Korbblütler zieht Wildbienen, Schmetterlinge und Käfer gleichermaßen an.

Als Farbkontrast zu den gelb-orangen Blüten von Taglilie und Ochsenauge blüht der Acker-Wachtelweizen, Melampyrum arvense. Dieses einjährige Gewächs ist ein Halbparasit. Er dockt an die Wurzeln von Gräsern und Getreiden an. Nicht seine Blüte, sondern seine Deckblätter sind die leuchtend lila-gelben Farbträger. Ich finde die Blütenstände des Acker-Wachtelweizens einfach wunderschön. Und Hummeln ist er ein wichtiger Nektarlieferant.

Wildrosen und Flieder

Einige Sträucher stehen nun auch in voller Blüte. So etwa die wilde Hunds-Rose, Rosa canina (Foto oben). Ihre Blütezeit ist kurz. Und ihre Stacheln sehr schmerzvoll. Doch ihre einfachen blassrosa Blüten strahlen so viel Positives aus, dass ich sie nicht aus dem Garten wegdenken kann. Und einige Blütenbesucher wie Käfer und Wildbienen lieben ihren Pollen.

Noch beliebter bei den Insekten und etwas früher blühend als die Hunds-Rose ist der Flieder, Syringa vulgaris, in meinem Garten. Von den Fliederbüschen geht ein Summen und Brummen aus. Was geht hier vor sich? Es sind die verschiedensten Arten hier vertreten, die an den süßen Nektar wollen: Rosenkäfer und diverse Käferarten, Holzbienen und andere Wildbienenarten. Die Tiere scheinen ganz betört zu sein. Und mich betören der unglaubliche Fliederduft und seine wunderschöne Blütenfarbe. Vor dem Hintergrund des blitzblauen Himmels ein Frühsommertraum.

Der eigene Garten ein Entdeckungsort

Warum nicht Gartenreisen im eigenen Garten unternehmen? Denn tatsächlich verändert ein Garten stetig sein Erscheinungsbild. Bäume und Sträucher wachsen, werden größer und mächtiger. Blumenbeete blühen im Wandel der Jahreszeiten. Gemüsebeete bieten saisonal wechselnde Genüsse. Und neben der vegetabilen Veränderung gibt es gerade im Garten die aufregendsten Entdeckungen zu machen. Also, auf in den eigenen Garten!